An der Universität Siegen (Fakultät I, Arbeitsstelle für transnationale Kulturgeschichte) sind zum nächstmöglichen Zeitpunkt im Rahmen eines von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Projektes zum Thema „Geschichte für alle in europäischen Zeitschriften des 19. Jahrhunderts“

zwei DoktorandInnenstipendien

zu vergeben.

Illustrierte Zeitschriften des 19. Jahrhunderts geben als erste Massenmedien und Teil der Populärkultur Auskunft über die Bedeutung und den Gebrauch von Geschichte im Verlauf des Jahrhunderts. Auf ihrer Grundlage lassen sich zeitgenössische Deutungen von Geschichte, also die Geschichtskultur und das Geschichtsbewusstsein der Zeit analysieren. Umso erstaunlicher ist es, dass eine systematische Auswertung des populären Mediums der illustrierten und der Massenzeitschrift hinsichtlich der Repräsentation von Geschichte in den zahlreichen historischen Artikeln dieser Zeitschriften bisher weder für den deutschen Raum noch für andere europäische Länder und schon gar nicht in einer intra- oder transnational vergleichenden Perspektive erfolgt ist. Zugleich liegen kaum Studien zur populären Geschichtskultur vor, die in diachroner Perspektive Kontinuitäten, Diskontinuitäten und Veränderungen in der Darstellung bzw. Vermittlung oder der jeweiligen Funktionen von Geschichte untersuchen. Das Projekt „Geschichte für alle in europäischen Zeitschriften des 19. Jahrhunderts“ will dazu beitragen, diese offensichtlichen Forschungslücken zu füllen. Ein weiteres Anliegen des Projektes ist es, die Bedeutung von und das Interesse an Geschichte im 19. Jahrhundert als ein mögliches transnationales Phänomen zu identifizieren, das eben nicht an den Grenzen einzelner nationalstaatlich definierter Territorien halt machte, sondern mit spezifischen Themen einen europäischen (oder noch weiteren) Kommunikationsraum konstituierte und eine transnationale über das Medium verbundene neue Öffentlichkeit schuf.

In mehreren vergleichend und verflechtungsgeschichtlich angelegten Teilprojekten (davon in 4 Promotionsprojekten) soll dieser Thematik in einer gesamteuropäischen Perspektive nachgegangen werden. Dabei werden sowohl der nordwesteuropäische Raum als auch die historiographisch noch immer weniger stark beleuchteten süd- und ostmitteleuropäischen Regionen betrachtet. Für die Teilprojekte a) „Geschichte für alle in italienischen Zeitschriften“ sowie b) „Geschichte für alle in illustrierten Zeitschriften des geteilten Polens“ werden noch jeweils ein/eine Bearbeiter/in gesucht. Voraussetzungen für die Bearbeitung sind a) sehr gute Italienisch-, Französisch und Englischkenntnisse bzw. b) sehr gute Polnisch-und Englischkenntnisse sowie ein überdurchschnittlicher Hochschulabschluss (Staatsexamen, Master oder gleichwertiger Abschluss) in Geschichtswissenschaft oder Kulturwissenschaften bzw. einem verwandten Fach. Wohnsitznahme in Siegen bzw. Umgebung wird erwartet, da die Bearbeitung des Gesamtprojektes in engem Austausch zwischen den BearbeiterInnen der Teilprojekte erfolgen soll. Die Bereitschaft zu Auslandsreisen ist ebenfalls erforderlich.

Die Stipendien in Höhe von 1.400 Euro monatlich werden zunächst für zwei Jahre vergeben. Zusätzlich werden Reisekosten für Archiv- und Bibliotheksreisen gezahlt. Eine Verlängerung der Förderung um ein drittes Jahr ist möglich.

Die Universität Siegen strebt eine Erhöhung des Anteils von Frauen in Forschung und Lehre an und bittet deshalb entsprechend qualifizierte Wissenschaftlerinnen nachdrücklich um ihre Bewerbung. Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.

Bewerbungen mit aussagekräftigen Unterlagen zum Lebenslauf, zum Studium (Abschlusszeugnisse) sowie zu weiteren Qualifikationen, Auslandsaufenthalten und Sprachkenntnissen sind bis zum 19. Dezember 2011 zu richten an Prof. Dr. Raphaela Averkorn (Teilprojekt Italien) averkorn@geschichte.uni-siegen.de und Prof. Dr. Claudia Kraft (Teilprojekt Polen) claudia.kraft@uni-siegen.de, die auch nähere Auskünfte zum Gesamt- bzw. zum jeweiligen Teilprojekt erteilen.